Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Sie alle kennen das Hospiz als offenes, mit vielen Menschen gefülltes Haus. In Corona-Zeiten ist auch bei uns alles anders. Man muss klingeln, wenn man das Haus betreten möchte, sich in eine Liste eintragen und es darf sich nur eine begrenzte Anzahl von Angehörigen im Haus aufhalten. Es fehlt das Lachen in der Gruppe, es fehlen persönliche Begegnungen und es fehlt das hospizliche Leben in der Gemeinsamkeit.

Aber wir haben in diesen Wochen gelernt, dass es auch anders geht. Wir wurden entschleunigt, klären viele Dinge am Telefon und haben mehr Zeit für das einzelne Gespräch; natürlich im gebotenen Sicherheitsabstand. Zugewandte, empathische Hospizarbeit kann auch mit 1,5 Meter Abstand stattfinden und da, wo der Abstand nicht möglich ist, schützen wir uns alle mit vielen bunten Schutzmasken. Wir arrangieren uns mit der Situation und gehen mit einer Erkenntnis aus dieser Corona-Krise...

Menschliche Nähe und Zuwendung, die Begleitung von sterbenden Menschen und ihren Angehörigen sind unsere wichtigste Aufgabe und haben auch in Zeiten von Corona für uns den höchsten Stellenwert. In diesem Zusammenhang möchte ich allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern für ihr Engagement, ihre Umsicht, ihr tägliches Tun und ihre Bereitschaft sich jeden Tag neuen Aufgaben zu stellen, von ganzem Herzen DANKE sagen!

Gemeinsam schaffen wir das.
Ihre und Eure
Petra Gottsand

Vorstellung

Birgit Meinke

...unserer neuen Pflegedienstleitung

Guten Tag, mein Name ist Birgit Meinke, ich bin 48 Jahre alt und seit dem 1. April 2020 die neue Pflegedienstleitung im Hospiz Am Hohen Tore Braunschweig.

Ich bin verheiratet und wohne mit meiner Familie und meinen beiden Katern im Süden von Braunschweig.

In meiner Freizeit lese ich gerne Bücher, beschäftige mich mit Handarbeiten und genieße die Natur. Ich mag Italien und entspanne mich im Urlaub gerne beim Wandern in Südtirol.

Nach meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin im Städtischen Klinikum war ich 28 Jahre im Krankenhaus Marienstift tätig. Dort arbeitete ich in verschiedenen Fachbereichen, zuletzt als Teamleitung der Palliativstation.

Durch eine Fortbildung 2009 zum Thema „Handmassage in der Sterbebegleitung bin ich mit der Begleitung von Menschen mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen in Berührung gekommen. Dies hat meinen Wunsch zur Weiterbildung zur Expertin in Aromapflege geweckt und meine Motivation Menschen ganzheitlich zu begleiten ist seitdem ein fester Bestandteil in meinem pflegerischen Handeln geworden.

Als Praxisanleiterin für basale Stimulation bin ich dann mit verschiedenen Menschen aus Deutschland, die in Hospizen tätig waren in Kontakt gekommen und der Wunsch selbst in einem Hospiz zu arbeiten ist in mir gewachsen. Ganz besonders geprägt hat mich das Jahr Palliativ Care im anthroposophischen Zentrum Havelhöhe in Berlin, wo ich die ganzheitliche Begleitung von Menschen in einem Hospiz kennenlernen konnte.

Meine Arbeit im Hospiz Am Hohen Tore erfüllt mich, die freundliche und schöne Atmosphäre mit den Gästen, deren Angehörigen und meinen Kolleginnen und Kollegen lädt zum Wohlfühlen ein. Der Mensch wird mit seinen Bedürfnissen und individuellen Lebenswünschen ganzheitlich gesehen und versorgt. Der Weg am letzten Lebensort wird gemeinsam gestaltet und gegangen.

Ich freue mich auf die Arbeit im Hospiz und auf viele neue wertvolle Begegnungen.
Birgit Meinke

Wir freuen uns auf’s nächste Jahr

Wie gerne hätte ich Sie alle an dieser Stelle mit einem SAVE THE DATE auf unser Sommerfest hingewiesen.

Wie gerne hätte ich Ihnen geschrieben, was wir an Musikgruppen für Sie organisiert haben, mit welchen Köstlichkeiten wir Sie verwöhnen wollten und was Sie auf dem großen Basar der Hospizfreunde so alles hätten erwerben können! Aber leider muss auch unser Sommerfest in diesem Jahr aus fallen! Auch wenn wir alle sehr traurig sind, so verstehen wir natürlich die Notwendigkeit.

So können wir jetzt nur sagen: Freuen Sie sich mit uns auf das nächste Jahr, wenn es wieder heißt SAVE THE DATE!

Besichtigung

Wie gerne führen wir Gruppen von Schulklassen, Auszubildenden, oder auch Gruppen aus Kirchengemeinden durch unser Hospiz. Wie gerne erzählen wir Ihnen von unserer Arbeit und unserer Aufgabe, gemeinsam mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, Menschen und ihre Angehörigen auf ihrem letzten Lebensweg hier im Hospiz Am Hohen Tore zu begleiten.

Wir hoffen sehr, dass wir in ein paar Wochen wieder damit beginnen dürfen, Ihnen dieses Angebot zu unterbreiten. Zurzeit ist es leider nicht möglich das Hospiz im Rahmen einer Führung kennen zu lernen. Dafür bitten wir um Ihr Verständnis!

TrauerCafé

Auch unsere Trauerarbeit in der Form des Trauer Cafés muss derzeitig noch ruhen. Wir hoffen aber schon sehr bald dieses Angebot wieder aufnehmen zu können. Wir werden Sie direkt anschreiben, damit Sie wissen, wann und wo es weitergehen kann!

Nachrufe

In den Monaten März und April verstarben zwei unserer ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Mit folgenden Nachrufen wollen wir würdevoll an sie denken.

Peter Wagner

„Le Maitre“ war Peters gängige Grußformel für mich, wobei wir beide wußten, wer der wahre Maître de cuisine ist

Dieser leicht hintergründige Humor, sein zu gewandtes Wesen gepaart mit großem Empathievermögen, seiner seriösen, zurückgenommenen klugen Art, immer top vorbereitet und absolut zuverlässig, machten ihn allseits beliebt. Während unserer gemeinsamen Kochdienste, in denen ich mir so einiges abgucken konnte, wurde Peter für mich von einem Kollegen zum Freund. Nur zu gern wollte ich noch so viel von ihm lernen.

Seine fantastische Witwerkochkurs-Initiative hat allen nur Freude bereitet, wobei er als promovierter Chemiker die Prozesse beim Kochvorgang für alle so interessant erklären konnte… Berufliche Reisen in viele Länder und der Kontakt mit den verschiedenen Mentalitäten, hielt der so Welt erfahrene, in einigen niedergeschriebenen, erheiternden Anekdoten fest. Ich vermisse ihn sehr. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau Sabine, den Kindern Max, Frieder, Michel, Jule und allen Angehörigen.

Frank Weber

 

Renate Dörrer

Liebe- und tue was Du willst. (Augustinus)

Renate Dörrer ist am 13. März 2020 verstorben. Wir trauern um eine sehr engagierte und verlässliche ehrenamtliche Mitarbeiterin, die seit vielen Jahren in der Braunschweiger Hospizarbeit aktiv war. Anfangs begleitete sie sterbende Menschen und ihre Zugehörigen bei der ambulanten Hospizarbeit.

Als das Hospiz Am Hohen Tore Braunschweig eröffnete, wechselte sie in den stationären Bereich. Dort versah sie besonders an den Wochen enden liebevoll ihren Dienst. Sie hat das Bild vom Braunschweiger Hospiz sehr mitgeprägt und ihr feiner Humor gepaart mit Geradlinigkeit haben sie zu einem sehr besonderen Menschen gemacht.
Wir vermissen Dich, Renate!

In schwerer Zeit

Leben in Zeiten von Corona.
So fühlt sich das für mich gerade an.

Erst war es nur so ein Geräusch in der Ferne, ein Gerücht. Ja, da ist irgendwas. Aber es ist weit weg. Wird schon nicht so schlimm sein. Dann kommt es näher, wird größer. Und plötzlich überrollt es dich mit aller Macht. Nichts ist mehr wie vorher. Von
einem Tag auf den anderen wird dein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.

Du musst nicht arbeiten, hast viel Zeit. Das hast du dir immer gewünscht. Doch jetzt kannst du nichts mit der Zeit anfangen. Du musst nicht arbeiten? Du darfst nicht! Das frühe Aufstehen, der nörglige
Kollege. Plötzlich fehlt es dir.

Du siehst es nicht, du hörst es nicht. Doch es hat die Macht übernommen. Es regiert dein Leben. Du bist wütend auf dich selbst, auf die anderen. Das kann doch nicht sein, dass mich das so gefangen nimmt! Dass ich an nichts anderes mehr denken kann! Du hast Angst. Was wird kommen? Wird es jemals wieder so wie vorher? Dabei geht es dir doch gut! Du hast doch alles: dein Zuhause, zu essen und zu trinken, die Sonne scheint…

Wenn diese Zeit irgendetwas Gutes hat, dann dies: Ich bekomme eine Ahnung, wie es Menschen geht, die plötzlich aus der Kurve geworfen werden, oft von einem Tag auf den anderen, weil sie selbst erkrankt sind oder ein geliebter Mensch. Ich bekomme eine Ahnung von ihrer Angst, ihrer Wut, ihrer Ohnmacht.

Ich spüre auch, was in solchen Zeiten am meisten fehlt: die Familie, die Freunde - aber auch all die anderen, die uns mehr oder weniger zufällig über den Weg laufen. Wir können auf vieles verzichten, doch
ohne Menschen können wir nicht sein.

Wir leben in schwerer Zeit.

Auch im Hospiz gibt es Einschränkungen, die uns allen wehtun. Wir können zurzeit nicht einfach so vorbeischauen. Nutzen wir unsere Phantasie. Seien wir kreativ, wir können so viel tun: Nachrichten schreiben,
Fotos schicken, ein Geschenk abgeben...
All die kleinen Zeichen sagen: „Ich bin bei Dir. Ich hab Dich lieb.“

Als Braunschweiger kennen Sie natürlich alle die großartigen Spendenaktionen der Braunschweiger Zeitung, die es bereits seit vielen Jahren gibt.

In diesem Jahr stand die Spendenaktion unter dem Motto: „Ein Haus wie ein Zuhause – auch in den letzten Lebenstagen“.

Die Leserinnen und Leser der Braunschweiger Zeitung haben für dieses Projekt über 161.000,– Euro gespendet! Dafür gilt allen Spenderinnen und
Spendern unser herzlicher Dank! Neben zehn weiteren Organisationen gehört auch das Hospiz Am Hohen Tore Braunschweig zu den Glücklichen, die ein Projekt mit diesen Spendengeldern realisieren können.

„Wenn Kinder Abschied nehmen“ müssen, dann bedarf es einer intensiven Hilfe und Unterstützung durch ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer und Mitarbeiter. Wir möchten unsere Mitarbeiter in diesem Thema schulen und weiterbilden und freuen uns sehr, dies mit den Spendengeldern dieser Aktion umsetzen zu können.

Unser Dank geht an alle Braunschweigerinnen und Braunschweiger, die diese Spendenaktion unterstützt haben.

Petra Gottsand

Corona und Hospizarbeit

Die Corona Pandemie trifft die Hospizarbeit in ihrem Kern. Denn unser „Heilmittel“ für die letzte Lebensphase ist menschliche Nähe, vermittelt durch unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schwer kranke und sterbende Menschen in ihrer Häuslichkeit, in Pflegeheimen oder Krankenhäusern besuchen und begleiten. Doch diese menschliche Nähe ist im Moment nicht angebracht aufgrund der Übertragungsgefahr für das Corona Sars Cov2-Virus.

Seitdem im März Pflegeheime und Krankenhäuser für Besucherinnen und Besucher geschlossen sind, können wir die Menschen dort nur per Telefon oder mit Videoprogrammen wie Skype begleiten. Schwer Kranke, die in der eigenen Häuslichkeit leben haben wir gefragt, ob sie weiterhin Besuche haben möchten. Ebenso haben wir bei unseren Ehrenamtlichen nachgefragt. Diese Begleitungen finden dann unter den Abstandsregeln und den Hygienestandards statt.

Die Geschäftsstelle der Hospizarbeit ist weiterhin von 9.00 bis 12.30 Uhr täglich besetzt und von 8.00 bis 18.00 Uhr telefonisch unter 0531-16477 zu erreichen. Es finden telefonische Beratungsgespräche zu palliativen Themen, Trauerbegleitungen oder Patientenverfügungen statt. Vereinzelt sind auch persönliche Gespräche unter Einhaltung der Abstandsregeln und der Hygienemaßnahmen möglich. Bitte nutzen Sie dieses Angebot.

Unsere Gruppenangebote, insbesondere die für Trauernde wie das Trauercafé, das Trauerfrühstück und auch die Gruppen für Kinder und Jugendliche, trauernde Eltern oder junge Frauen, finden im Moment nicht statt. Auch hier versuchen wir über Telefon und Videoprogramme den Kontakt zu halten und Unterstützung zu leisten, wo es geht.

Auch Trauerfeiern und Beisetzungen sind von der Corona-Pandemie betroffen. An den Beisetzungen ohne Angehörige nehmen weiterhin die Ehrenamtlichen unserer Begleitgruppe für die Bestattungen ohne Angehörige teil.

Auch wenn die Niedersächsische Verordnung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus Ausnahmen für palliative Patienten für Besuche durch Angehörige vorsieht, ist die Situation für die Angehörigen sehr belastend. Wenn es sich um eine Covid 19-Erkrankung handelt, stehen Sie in der Regel selbst unter Hausquarantäne (da sie sich angesteckt haben (könnten)) und können den betroffenen Angehörigen nicht im Krankenhaus besuchen. Bei anderen Erkrankungen sind in der Regel nur ein Besucher für den Erkrankten erlaubt. Dies erschwert mögliche Abschiedssituationen. Auch im Hospiz Am Hohen Tore Braunschweig haben wir die Anzahl der Besucher für die Gäste des Hauses stark einschränken müssen.

Wie es genau weitergehen wird, kann im Moment noch niemand genau sagen. Die Hospizarbeit Braunschweig wird aber weiterhin für die Beratung und Begleitung von schwer kranken, sterbenden und trauernden Menschen da sein. Wie die Angebote zur Unterstützung im Einzelnen aussehen werden wir jeweils situationsabhängig entscheiden. Die Hospizarbeit steht weiterhin an der Seite der schwer erkrankten Menschen und ihrer Zugehörigen.

Ulrich Kreutzberg

Großer Dank

Ein ganz herzliches Dankeschön an Frau Mohwinkel, die sich ganz selbstverständlich angeboten hat, Masken für uns zu nähen! Wie wundervoll! Wir freuen uns sehr!

Unsere neue Koordinatorin und Geschäftsführerin

Vorstellung

Ab dem 1. Juli 2020 werde ich in der Hospizarbeit Braunschweig meine Arbeit als Koordinatorin und Geschäftsführerin beginnen. Ich habe das Glück, dass ich zwei Monate mit Ulrich Kreutzberg zusammen arbeiten kann, so dass ich gut auf meine neue Aufgabe vorbereitet sein werde.

Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem Vorstand und dem kompetenten Team die Aufgaben der Braunschweiger Hospizarbeit weiter- und in die Zukunft zu führen.

Zu meiner Person: Ich bin im Januar 59 Jahre alt geworden, geschieden und Mutter von zwei Kindern, 29 und 21 Jahre alt. Von Beruf bin ich Sozialarbeiterin und in der Hospizarbeit seit 12/2010 als Koordinatorin tätig.

Ich wurde schon oft gefragt, ob die Arbeit nicht zu belastend sei, tagtäglich mit Sterben, Tod und Trauer konfrontiert zu sein. Ich kann die Fragenden verstehen und die Bedenken nach empfinden. Nein, es ist für mich nicht be lastend, im Gegenteil. Ich bin oft erfüllt von meiner Tätigkeit und spüre Dankbarkeit, Menschen in dieser sensiblen Phase des Seins begleiten zu dürfen. Sterbenskranke erlebe ich im Kontakt sehr pur. Sie ermöglichen einen wahrhaftigen Kontakt, eine ehrliche Begegnung. Da ist keine Maske mehr, die Nähe verhindern kann. Dieses Pure erlebe ich als zutiefst menschlich und manchmal entstehen fast heilige Momente.

Ein weiterer kostbarer Anteil der Arbeit ist die Zusammenarbeit mit den engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Freiwilligkeit des Tuns bringt eine besondere Atmosphäre mit ein und Zeit zu schenken für Menschen, die sich in der letzten Lebensphase befinden, ist so kostbar. Diesem Tun in meiner Aufgabe als Koordination einen förderlichen Rahmen zu geben, ist eine sinnvolle Aufgabe.

Dieses Gefühl, das die Tätigkeit als Koordinatorin in der Hospizarbeit für mich die richtige Wahl ist und es sich lohnt, mein Interesse, mein Können und mein Engagement einzubringen, hat sich in den 9 ½ Jahren immer wieder bestätigt.

Und ab Juli 2020 werde ich in Braunschweig tätig sein, eine wunderbare Herausforderung.

Petra Scholz-Marxen