Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

ich fahre gern mit dem Zug. Auch wenn die Bahn in den seltensten Fällen pünktlich ist. Oder überhaupt fährt. Bei meiner letzten Fahrt bin ich Ohrenzeuge geworden. Ungewollt. Ein junger Mann von der Sorte „Jung-Dynamisch-Waschfest mit Anzug und Krawatte“ telefonierte via Videoanruf mit seiner Mutter. Sie hatte ihn angerufen. Mit einem vielsagend genervten Blick nahm er das Gespräch an.

„Mutter, ich bin im Zug. Lass uns das Gespräch kurz halten.“ Die Mutter des Mannes verabschiedete sich mit den Worten: „Ich würde gern mal wieder mit dir reden. Von Angesicht zu Angesicht.“ Reden. Ohne Handy. Ohne Video. Von Angesicht zu Angesicht. Mein Gegenüber sehen. Anfassen. Vielleicht sogar umarmen. Das macht unsere Welt reicher.

4. Mose 6, 24 –26: Der Herr segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden! Selbst in den aktuellen Übersetzungen habe ich nichts darüber gefunden, dass Gott neuerdings WhatsApp, SMS oder Videotelefonie benutzt. Gott redet mit uns; von Angesicht zu Angesicht.

Mit einem Augenzwinkern und lieben Grüßen,

Ihre Petra Gottsand

Aktuelles

Alte Stühle im neuen Kleid

Jeder im Hospiz kennt sie, die schweren Schwingstühle eines namenhaften Herstellers, mit dem Metallgestell, mal mit, mal ohne Lehne. Sie stehen in den Gästezimmern, in der Wohnküche und in allen Büroräumen. Bequem sind sie, absolut standsicher und einfach noch viel zu schön, um sich nach 15 Jahre von ihnen zu trennen. Wenn da nicht die Sitzbezüge wären…eingerissen, hier und da Flecken und an den Kanten wirklich nicht mehr schön anzusehen.

Neue Stühle sind sehr teuer, zumal welche von so einer guten Qualität. Umso mehr freute uns die Nachricht vom Hersteller, dass die Stühle neu ­bezogen werden können. Das Möbelhaus Sander, dass die Stühle ­seinerzeit an das Hospiz geliefert hat, nahm sich dieser Aufgabe an. 49 Stühle neu ­beziehen, das ist schon ein kleiner logistischer Aufwand, zumal die Gäste und Besucher im Haus ja auch etwas zum Sitzen brauchten. Alles lief wie am Schnürchen und bereits die Hälfte aller Stühle hat jetzt einen neuen Bezug und erstrahlt wieder in ihrem alten Glanz.

Die nicht unerheblichen Kosten für diese „Sanierung“ hat die Hospiz Stiftung für Braunschweig übernommen. Aus einer Zuwendung, die für das Hospiz genutzt werden sollte, konnten die Stühle neu bezogen werden.

Wir sagen DANKE an die Stiftung und an Erika Borek für die Übernahme der Kosten und werden uns sicher noch weitere Jahre auf den tollen Schwingstühlen wohlfühlen.

Petra Gottsand

Unser Frauchen nennt es „Sommerloch“…

Sie hat uns gesagt, dass es in der Sommerzeit schwierig ist jemanden zu finden, der sich im AugenBlick vorstellen möchte. Somit müssen wir herhalten! Also, ab in den Garten, mit Leckerli in Position ge­­bracht, bitte recht freundlich gucken und sich vorstellen:
 
Wir sind Lisa und Greta, eine große, würdevolle Labradoodle Dame und ein kleiner einjähriger quirliger Dackel. Wir leben in Weddel in einem Zweifamilienhaus und dürfen einen großen Garten unser Revier nennen. Bereits in den frühen Morgenstunden laufen wir mit unserem Frauchen durch die Feldmark, genießen die Sonne und fegen den Feldweg rauf und runter. Was sollen wir sagen, es ist ein herrliches Hundeleben, das wir führen.

Am schönsten ist es auf unserer Lieblingsinsel Borkum, dort dürfen wir am Hundestrand toben und natürlich auch in der Nordsee schwimmen. Wir sind zwei echte Wasserratten!

Ab und zu darf eine von uns mal zu Besuch mit ins Hospiz. Das ist für uns so aufregend, überall werden wir gestreichelt und bekommen natürlich auch jede Menge Leckerlis zugesteckt. So mancher Hospizgast freut sich, wenn er uns streicheln darf und wenn wir uns dicht an ihn kuscheln. Frauchen hat schon gesagt, wenn wir etwas „reifer“ sind, dürfen wir sie öfter mal zur Arbeit begleiten. Was meint sie nur mit dem Wort „reifer“??

Na egal, so wir haben uns vorgestellt, freuen uns auf unseren nächsten Besuch im Hospiz und konnten hoffentlich erfolgreich das „Sommerloch“ stopfen!

Eure Lisa und Greta

 

 

 

Fotos: privat (11); iStock (3); Simone Hübner/Agentur Hübner (1)

Dankbar für 10 Jahre!

Nach zehn Jahren in der Geschäftsführung des Hospizes Am Hohen Tore Braunschweig durfte ich zum 1. Juli in Rente zu gehen und verabschiede mich heute auch von Ihnen.

Mit großer Dankbarkeit schaue ich auf diese Zeit zurück. Die Arbeit im Hospiz ist in vielerlei Hinsicht besonders und ich bin sehr froh, sie ­kennengelernt zu haben. Vor allem die schöne räumliche und wunderbar menschliche Atmosphäre im Haus mit allen Höhen und Tiefen der Gefühle waren für mich immer ein Grund, mit Freude hierher zu kommen.

Das Engagement der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen hat mich über die Jahre tief ­­be­­­­­eindruckt. Von der großen ideellen, praktischen und finanziellen Unterstützung durch die Menschen in und um Braunschweig haben wir uns und unsere Arbeit immer gut unterstützt und getragen gefühlt. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Hospiz Stiftung für Braunschweig und der Richard Borek Stiftung habe ich stets als Bereicherung und solide Absicherung unserer Arbeit zu schätzen gewusst. Zur ambulanten Hospizarbeit Braunschweig hat sich eine sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit entwickelt.

Auch in diesen zehn Jahren ist es gelungen, die Ideen und Ziele der hospizlichen Arbeit weiter zu entwickeln. Und die Akzeptanz und Bereitschaft, sich mit Tod, Sterben und Trauer zu beschäftigen sind in unserer Gesellschaft wieder ein wenig gewachsen.

Ich bin absolut zuversichtlich, das es mit der Arbeit gut wbeitergehen wird und freue mich, dass wir mit Ekke Seifert einen versierten und hoch engagierten Nachfolger für die Geschäftsführung gewinnen konnten.

Mit dieser Gewissheit verabschiede ich mich dankbar und sage Adieu.

Herzlichst
Ihr Norbert Velten

Perfusoren im Hospiz

Unser Hospiz Am Hohen Tore besitzt seit Beginn 3 Perfusoren der Firma Braun. Mit einem Perfusor können Medikamente genau dosiert und kontinuierlich verabreicht werden, sodass die Wirkstoffkonzentration im Blut möglichst konstant bleibt.

Insbesondere die Palliative Symptomlast „Schmerz“ kann gelindert und kontrolliert werden. Dadurch können unsere Gäste an Aktivitäten des täglichen Lebens teilhaben und ihren Alltag so gestalten, dass ihre Lebensqualität gefördert und unterstützt wird.

Der Einsatz und die Anwendung von Perfusoren in medizinischen Einrichtungen ist in der qualifizierten Begleitung von Menschen mit Tumorerkrankungen ein wichtiger und fester Bestandteil.

Im Sommer 2021 haben sich 2 Geräte leider zeitgleich entschieden, in den Ruhestand zu gehen. Trotz intensiver Bemühungen konnten die benötigten Ersatzteile nicht mehr beschafft und getauscht werden. Das Modell war leider bereits zu betagt. Leider stellte sich die Neubeschaffung als sehr herausfordernd dar.

Ende November 2021 bestellten wir über eine Vertriebsfirma der Firma Braun 2 neue Perfusoren Model Space. Bereits für Mitte Dezember war ein Liefertermin vereinbart worden. Durch das Schiffsunglück im Suez- Kanal und die aktuelle weltpolitische Lage kam es immer wieder zu Verzögerungen, die uns vor große improvisatorische Herausforderungen stellte. Platinen konnten nicht geliefert werden, was die Produktion verzögerte.

Unser Anspruch und unsere Haltung, alle Gästen gut begleiten und unterstützen zu können hat uns gezeigt, wie wichtig die gewohnte Technik in unserem Alltag geworden ist.

Ende Juli konnte dann die Übergabe und Einweisung der Braun Space Perfusoren endlich erfolgen.

Wir freuen uns sehr, dass wir 2 neue Perfusoren mit modernsten Funktionen und Ausstattungsmerkmalen in unseren Bestand aufnehmen konnten und danken der „Hospiz Stiftung für Braunschweig“ von Herzen für die Übernahme der nicht unerheblichen Kosten.

Birgit Meinke

Als ich das erste Mal zum Hospiz Am Hohen Tore Braunschweig fuhr, kam ich deutlich zu spät. Nicht eingeplant für meine kurze Autofahrt hatte ich die zahlreichen Bautätigkeiten rund um Braunschweigs Innenstadt.

So fuhr ich von Umleitung zu Umleitung und suchte mir weit ab einen Parkplatz zwischen zwei Baustellen. Eigentlich kein guter Start. Trotzdem werde ich den Empfang nicht vergessen. Ruhig und entspannt konnte ich mir das Haus ansehen. Konnte schon mal einen kurzen freundlichen Gruß mit Mitarbeitenden austauschen, mir einen ersten Eindruck verschaffen.

Das ansteckende Lachen der Kollegin und eine Tasse Kaffee ­schufen eine angenehme Gesprächsatmosphäre. Vieles von dem, was ich bislang Gutes über das Haus und das Team gehört hatte, fand ich auf Anhieb bestätigt.

Als Politikwissenschaftler habe ich die letzten Jahre beruflich in Helmstedt verbracht. Seit 2011 durfte ich dort das Haus der Diakonie mit ganz unterschiedlichen Beratungsangeboten und Projekten im ländlichen Raum leiten. Von dort bringe ich auch 10 Jahre Erfahrung als ehrenamtliches Vorstandsmitglied der ambulanten Hospizarbeit mit.

Darüber hinaus konnte ich als Prokurist der Diakonie im Braunschweiger Land schon die letzten fünf Jahre zumindest teilweise in Braunschweig verbringen. Neben meiner Tätigkeit als neuer Geschäftsführer in der Hospiz Braunschweig gGmbH leite ich seit Juli auch die Kreisstelle der Diakonie in Braunschweig als Nachfolger von Norbert Velten.

Gemeinsam mit dem Team im Hospiz werde ich mich u. a. um den Auf­­­bau des Tageshospizes an der Oker mit kümmern. So wird sich das Thema „Baustelle“ noch weiter in meinen ersten Schritten in der statio­­nären Hospizarbeit begleiten. Gerne halte ich Sie hierüber auf dem Laufenden!

Ihr Ekke Peter Seifert

Begleitung durch Ehrenamtliche der Hospizarbeit in der letzten Lebens­phase

Was heißt das eigentlich?

Das Basis-Angebot der Hospizarbeit Braunschweig e. V. und allen weiteren ca. 1500 ambulanten Hospizdiensten in Deutschland, ist die Begleitung von schwersterkrankten Menschen durch Ehrenamtliche der Hospizarbeit in den letzten Tagen und Wochen.

  • Wo wird begleitet? Die Begleitung findet da statt, wo der Betroffene sich aufhält: In der eigenen Wohnung oder Haus, im Alten- und Pflegeheim und in weiteren stationären Einrichtungen, zum Beispiel Wohnheim oder Krankenhaus.
  • Wie bekomme ich eine Begleitung? Sie beginnt mit einer Anfrage an den Hospizdienst, an den sich jeder Betroffene, auch die An- und Zugehörigen, wenden können. Ebenso die Versorgenden (Ambulante Pflegedienste, Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen, Hausärzte und Nachbarschaftshilfe…).
  • Wie sieht die Unterstützung aus? Eine kompetente Beratung erfolgt durch die hauptamtlichen Koordinator*innen bei sozialen, seelischen, pflegerischen und spirituellen Fragestellungen. Schon am Telefon kann der Anrufende Entlastung erfahren. Ein gewünschter Hausbesuch mit Zeit für die wichtigen Themen kann vereinbart werden. Je nach Alter der Betroffenen gibt es unterschiedliche Fragestellungen und Bedürfnisse. Alle Fragen zu den Themen Sterben + Tod + Trauer können offen angesprochen werden.

Welchen Bedarf und Wünsche die Betroffenen und ihre Zugehörigen an eine ehrenamtliche Begleitung haben und was möglich ist, wird in dem Gespräch mit der Koordinatorin oder dem Koordinator gemeinsam erörtert. Wichtig ist zu wissen, dass die Ehrenamtlichen für den psycho-sozialen Bereich eingesetzt werden! Es ist kein hauswirtschaftliches oder pflegerisches Angebot.

Begleitung kann sein, …

... bei einem wöchentlichen Besuch mit der Ehrenamtlichen einen Parkspaziergang machen zu können, den man sich allein nicht mehr zutraut, weil die Stufen zu anstrengend sind oder ...

... ein Abschiedsbuch für die oder den ... zu gestalten. Das eigene Leben der Ehrenamtlichen erzählen, die das Gesagte mitschreibt und in ein „Lebensbuch“ hinein gestaltet.

... mit dem Ehrenamtlichen in die Stammkneipe gefahren zu werden, um ein letztes Bier zu trinken.

... sich gemeinsam den Friedhof anzuschauen, auf dem man gerne beerdigt werden möchte.

... den pflegenden Angehörigen zu entlasten. Wenn man den Erkrankten nicht mehr allein lassen kann/will, sind die Ehrenamtlichen da. Ob für einen Arzttermin, Friseurbesuch oder die wöchentliche Skatrunde.

... das Lieblingsbuch vorzulesen.

... Briefe an Freunde zu schreiben.

... schwierige Themen auszusprechen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

... bei Unruhe Ruhe zu vermitteln. DASEIN in der letzten Lebensphase, nicht allein zu sein im Sterben.

... Ängste kleiner werden zu lassen.

Begleitung ist menschliche Zuwendung.
Begleitung ist vielfältig.
Begleitung ist Nähe.

Die Ehrenamtlichen ...

... sind Bürger dieser Stadt. Der Jüngste ist 25 und die Ältesten über 80 Jahre. Manche haben den Vorbereitungskurs für dieses Ehrenamt gerade abgeschlossen, andere sind schon jahrelang dabei. Gut vorbereitet fühlen sich alle, regelmäßige Super­­vision und Fortbildungen unterstützen sie in ihrem Ehrenamt. 

Die Hospizbewegung ist eine Bürgerschaftsbewegung. Es ist gelebte Mitmenschlichkeit. Gelebte Solidarität für die Menschen, die durch Alter oder Krankheit in die Situation kommen, sich von dieser Erde bald zu verabschieden.

Wenn Sie in der Situation sind oder jemanden kennen, wo eine hospizliche-ehrenamtliche Begleitung Gutes bewirken kann, rufen Sie uns an:
Hospizarbeit Braunschweig e. V.
Telefon: 0531 16477

Wenn Sie die Hospizarbeit ideell oder finanziell unterstützen möchten, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme.

Petra Scholz-Marxen
Koordinatorin und Geschäftsführerin